Ergotherapie Eichenau  Anja Flores

Praxis für Kinder und Erwachsene



GESCHICHTEN

Kognitiv-perzeptives (bewusst erlebtes) Bewegungslernen: Marie B. will wieder ihre gelähmte Hand zum Trinken einsetzen. Die Finger beugen sich aber zu schnell, bevor der Becher sicher in ihrer Hand liegt. Sie hat nach dem Schlaganfall vergessen, wie sie am besten diese Handlung durchführt. Gemeinsam beobachten wir, wie der gesunde Arm vorgeht. Daraufhin wird das Vorgehen neu und anders geplant und erprobt. Will sie den Becher schließlich zum Mund führen, fährt der Oberarm zu stark aus, was unnötig viel Kraft kostet und die Schulter verspannt. Im Spiegel kann sie das erkennen und eine sinnvollere Bewegungsführung ausprobieren. Welche Bewegung fühlt sich besser an und warum? Diese wird dann wiederholt ausgeführt und verfeinert. Marie B. findet auch nur schwer mit dem Becher zum Mund. Ohne Augenkontrolle geht das kaum, da sie nur ein ungenaues Gefühl hat, wo sich Arm und Mund befinden. Mit Hilfe des Spiegels übt sie zielgenaueres Bewegen; dabei werden die Gehirnzellen von Auge, Arm und Gesicht neu miteinander vernetzt.  

Damit sich das gerade erfahrene Wissen automatisiert, trinkt Marie B. selbständig zuhause die nächsten Tage erstmalig wieder mit Hilfe der betroffenen Seite. Zur nächsten Behandlung gelingt diese Alltagstätigkeit des Trinkens schon merkbar besser. Das neu erworbene Können hilft dabei, dass sie sich auch bei anderen Tätigkeiten leichter tun wird (Generalisierung und Transfer).

Spiegeltherapie : Helmut K.´s rechter Arm ist nach einem Schlaganfall gelähmt, vor allem die Handfunktionen sind komplett ausgefallen. Er sitzt am Tisch, der rechte Arm rechts vom mittig vor ihm längs aufgestellten Spiegel, der linke Arm links davon. Helmut K. macht Übungen mit seinen intakten Fingern und Hand. Dabei betrachtet er ihre Bewegungen im Spiegel. Das Gehirn erhält wirksam die Illusion, dass sich jetzt gerade die betroffene Seite bewegt. Diese Gehirnregion wird wieder aktiviert und der Arm fühlt sich wieder wie angeschlossen an.


Wunstorfer Konzept

Verhaltens- und handlungssteuerndes Training von Alltagskompetenzen für Kinder und Jugendliche:  

Jana hat ADHS will gerne bessere Noten in Mathe und Deutsch erzielen. Sie bemerkt, dass sie sich leicht ablenken lässt, immer unruhiger wird, dann viele Flüchtigkeitsfehler macht und die Aufgabenstellungen nicht mehr genau erfasst. In dieser Behandlung lernt sie die Handlungsorganisationstricks: vorgefertigte Kärtchen zeigen einzelne Handlungsschritte, wie sie Aufgaben konzentriert, sorgfältig und strukturiert angehen kann. Ihre Mathehausaufgabe führen wir anhand dieser Karten durch, z.B. Stopp! Kontrollieren! (Ich kontrolliere sorgfältig. Ich sehe genau hin. Fingerkontrolltrick. Bin ich wirklich fertig? Ich korrigiere jetzt sorgfältig).

Als sie  unruhig wird, überlegen wir, welche der Ruhigmachbewegungstricks für sie am                           hilfreichsten sein könnten und wählen die Zentrierungsübung aus(den Einbeinstand mit einem  Sandsäckchen auf dem Kopf). Im Anschluss macht sie die Aufpaßübung Hand-Knie-Klatschen überkreuz.

Für das ErgoTraining zuhause will sie diese beiden Übungen vor den Hausaufgaben machen - bei Bedarf dazwischen - und bei den Deutschhausaufgaben nach den Karten vorgehen. In der nächsten Behandlung ist sie so stolz, alle ihre Ziele im Ergotraining zuhause ganz alleine geschafft zu haben. Sie die Idee, eigene Karten zu male und laminieren zu lassen. die will sie dann als nächstes Vorhaben in de Schule ensetzen. Eine Woche später erzählt sie mir freudestrahend, dass sie nur einen Feher im Diktat hatte. Die Lehrerin war von ihren Karte so begeistert, dass sie sie in der Klasse vorführen durfte.

Jonas ist sehr unruhig, stört seinen Banknachbarn und verlässt immer wieder seinen Platz. Deswegen braucht er ewig für seine Hausaufgaben und nervt Eltern und Lehrer. Um länger sitzen bleiben zu können, braucht sein Gehirn auch eine klare Rückmeldung über seine Körperhaltung. Ich erzähle ihm wie sich eine gute Muskelspannung günstig auf Wachheit und Ruhe, Aufmerksamkeit und Konzentration auswirkt. Wir probieren verschiedene Varianten dynamisches Sitzen aus und integrieren zusätzlich sensomotorische Kurzaufgaben mit regulierendem Sinnes-Input für das Gehirn wie z.B. Balancieren mit Sandsack auf dem Kopf. Dann bewertet er seine Erfahrungen nach Nützlichkeit, fügt eigene Ideen hinzu und plant dann für sein Ergotraining zuhause: Er will ein Ballkissen und einen Fußschemel verwenden. Vor den Hausaufgaben und zwischendurch, wenn er zappelig wird, will er die Übungen ausprobieren. In der nächsten Stunde erzählt er mir, dass er seine Lehrerin gefragt hat, ob er seine „Ruhigmach-Übung“ machen darf, als sie ihn zur Ruhe ermahnt hatte. Das fand sie sehr interessant. In meinem Gespräch mit der Lehrerin erkläre ich ihr die Hintergründe und wir sammeln Ideen, wie sie mehr Bewegung in den Unterricht integrieren kann. Zusätzlich darf Jonas bei Gelegenheit der Klasse neue Tricks zeigen, die er als wirksam getestet hat. Inzwischen sind die Lehrerin und Jonas ein eingespieltes Team, er bekommt kleine Bewegungsaufträge zwischendurch von ihr, sodass Störungen kaum mehr vorkommen. Auch zuhause bei den Mahlzeiten, setzt sich Jonas „dynamisch“, und bleibt so lange sitzen, bis die eingestellte Eieruhr klingelt. Seine Eltern achten zusätzlich darauf, mehr Bewegungsspiele in den Alltag zu integrieren.

Clara verkrampft sich sehr beim Schreiben. Deswegen kommt sie in der Schule nicht hinterher und macht überflüssige Fehler. „Was wünscht du dir denn stattdessen?“ Sie will gerne eine schönere Schrift, bessere Noten und schneller mit den Hausaufgaben fertig sein.

Wir skalieren diese 3 Ziele mit Hilfe dreier Seile, an dessen Seite wir Zahlen legen von 1 bis 10 und einmal als Noten von 1-6. Clara stellt sich auf die Zahl, auf der sie ihre momentanen Erfahrungen einschätzt. Wir analysieren, wie eine schönere Schrift denn aussehen müsste, wenn sie von der „5“ auf die „7“kommen will:“ Rundere Buchstaben, nicht so eckig“. Sie probiert verschiedene Stifthaltungen daraufhin aus. Anhand der liegenden 8, die sie nachfährt erlebt sie unterschiedliche Bewegungsführungen, z.B., dass ein aufliegender Arm deutlich entspannt. Sie will den aufliegenden Arm und die bessere Stifthaltung bis zur nächsten Stunde bei den Hausaufgaben ausprobieren. Zu Beginn der nächsten Stunde reflektieren wir ihre Erfahrungen: „ ich kann länger schreiben und ich rutsche nicht mehr so aus, sodass bei den Buchstaben weniger Dellen entstehen. Heute bin ich auf der „6“ beim Seil“

 



Lösungsorientierte Kurzzeittherapie für Kinder

Jakob wird in der Schule schnell zappelig, ärgert und greift die anderen Kinder an, weswegen er leider keine Freunde in der Klasse hat. Wir nutzen meine Stofftiersammlung, um Weg und Ziel besonders einprägsam zu verbildlichen aus: Jakob wählt den Stachelrochen, der ist stark und vertreibt die anderen mit seinem Stachel, wenn sie ihn ärgern. Aber leider mag ihn dann niemand. Er kommt mit dem 2. ausgewählten Tier ins Gespräch, einer beliebten und netten Eule. Die beiden Tiere sollen sich einen Plan ausdenken, wie Jakob mit seiner Wut umgehen kann, aber besonnen und klug, sodass Jakobs Freunde gewinnen kann (sein Ziel).

Sven hat ADHS, was sich in Wutanfällen gegen seine Mitschüler und seine Geschwister äussert. Deswegen wird er ausgegrenzt und ist traurig. Wir wenden die Technik des Cartoons an mit 6 Malfeldern: Zuerst zeichnet er das Problem, also wie er seinen Bruder angreift. Ins 2. Feld malt er seinen Helfer, die Pokemonfigur Pikatchu. Ins 3. Feld zeichnet er die Lösungsidee vom Pokemon und ihm, eine Riesenzauberpille. Ins nächste Feld kommt das Bild der Veränderung: „Die Wut ist weg. Ich fühle mich wie Michael Schumacher“ Er schlüpft zur Verstärkung in die Rolle des Rennfahrers, bewegt und winkt wie er. Ins 5. Feld kommt die Situation, wo Sven besonders Hilfe braucht, nämlich auf dem Schulhof. Ins 6. Feld malt er das Zeichen des Dankes: Er überreicht Pikatchu einen Pokemonball.   

Die Bilder alleine haben schon eine starke Wirkkraft auf das Unbewußte; zusätzlich überlegen wir noch, wie Fußballer sich verhalten, wenn sie sauer sind. Er bastelt sich eine gelbe Karte und schreibt sich auf, was er machen kann, damit er friedlich bleibt, z.B. sagen:“ das ist mir zu doof, ich gehe.“ Wir arbeiten noch an weiteren Strategien, die ihm bei seiner Selbstorganisation helfen. Die Eltern berichten mir, dass seit mehreren Wochen keine nennenswerten Beschwerden mehr von der Lehrerin kamen.

·        Florian wünscht sich, dass er weniger ausrastet, weil er so schnell genervt ist. Er sucht sich den Elefanten aus als das Tier, das er für am gelassensten hält. Der hat auch ein dickes „Fell“. Damit er dieses Gefühl mal am eigenen Leib erfahren kann, gebe ich ihm eine Decke, in der er die ganze Stunde eingewickelt bleibt. Wir vereinbaren, dass er in seinem Alltag folgendes erforscht: 1) In welchen Situationen kann ich mich besser beherrschen? 2)Was kann ich tun, damit ich mehr erfolgreiche Situationen vorfinden kann? 3) Wie kann mir wer helfen? Jede Sitzung baut er seinen Erfolgsturm auf, von dem wir ein Foto machen: Jeder Stein repräsentiert einen Erfolg der letzten Woche. Dem Lehrer erzählt er von seiner „Elefantenhaut“. Das soll dann das Codewort sein statt der Ermahnungen, die Florian immer noch mehr aufgestachelt hatten. Damit kann er sich viel besser beruhigen und Eskalationen bleiben aus.